Verhalten als Vertrauensperson

Wie sollten Sie sich verhalten, wenn ein betroffenes Mädchen oder ein betroffener Junge sich Ihnen anvertraut?

  1. Glauben Sie den Betroffenen! Kinder lügen nicht, wenn sie von erlebter sexualisierter Gewalt erzählen.
  2. Geben Sie den Betroffenen niemals Mitschuld an dem Geschehenen. Im Gegenteil: Sagen Sie dem Kind ausdrücklich, dass es keine Schuld hat. Sagen Sie deutlich, dass die Person, die die Übergriffe verübt hat, der oder die Schuldige ist.
  3. Machen Sie keine Vorwürfe, weil das Kind so lange gewartet habt von dem Erlebten zu sprechen. Loben Sie es vielmehr für seinen Mut, jetzt zu reden.
  4. Bagatellisieren Sie das Geschehene nicht mit Aussagen wie z.B.: „Ist ja nichts passiert“, „Ist doch nicht so schlimm“, „Das hast du falsch verstanden“, „Das war sicher anders gemeint“ oder „Am besten, Du vergisst alles ganz schnell“. Im Gegenteil: Nehmen Sie das Kind ernst.
  5. Bleiben Sie ruhig. Viele Kinder widerrufen ihre Aussagen, wenn sie merken, dass sie den Erwachsenen Probleme bereiten.
  6. Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie bei allem aufmerksam und geduldig zu, was das Kind erzählt.
  7. Ermutigen Sie das Kind, mit Ihnen über das zu reden, was vorgefallen ist, aber bohren Sie nicht nach! Überlassen Sie es dem Kind, den Zeitpunkt zu wählen, zu welchem es oder er weitererzählen will.
  8. Sagen Sie dem Kind, dass das, was ihm passiert ist, auch andere Kinder erlebt haben. Viele Kinder glauben nämlich, nur sie alleine hätten ein solches Erlebnis gehabt und deshalb müsse es ihre Schuld sein.
  9. Akzeptieren Sie die Gefühle der betroffenen Person. Jede:r hat beispielsweise das Recht, die Person, die die Übergriffe verübt hat, trotzdem noch zu lieben. Drängen Sie dem Kind nicht ihre eigenen Gefühle auf.
  10. Geben Sie dem Kind Selbstbewusstsein und Stärke zurück, indem Sie betonen, was es gut gemacht hat und was es kann. Betroffene Personen sind nicht ausschließlich durch die erlebte sexualisierte Gewalt bestimmt.
  11. Versuchen Sie, so weit wie möglich nach den Bedürfnissen und Wünschen der betroffenen Person zu handeln. Dies geht bestimmt nicht immer. Aber informieren Sie das Kind über alles, was Sie tun.
  12. Zeigen Sie sich vertrauenswürdig. Machen Sie keine Versprechungen, die Sie nicht halten können, keine falschen Hoffnungen oder voreilige Zusagen. Versprechen Sie nicht, dass Sie helfen werden, denn dies gelingt nicht immer. Versprechen Sie aber immer, dass Sie versuchen werden, zu helfen.
  13. Zeigen Sie, dass Sie über sexualisierte Gewalt reden können. Nennen Sie Dinge beim Namen. Reden Sie nicht um den heißen Brei herum.
  14. Sprechen Sie die Angst des Kindes vor den Konsequenzen seiner Mitteilung an. Benennen Sie ehrlich alle möglichen Konsequenzen, die Ihnen bekannt sind.

 

Falls Sie Kinder oder Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, helfen wollen, ist es wichtig zu wissen, dass es keine generelle Anzeigepflicht gibt. Dies gilt auch für Personen in sozialen, pädagogischen oder therapeutischen Berufen, die im Beruf von sexualisierter Gewalt erfahren. Bitte überlassen Sie diese Entscheidung möglichst den Betroffenen.

Verhalten bei Verdacht

Was sollten Sie tun, wenn Sie sexualisierte Gewalt/ sexuelle Übergriffe vermuten

Einige Tipps für den Umgang mit Betroffenen

Es kann eine echte Herausforderung sein, wenn eine Person aus Ihrem Umfeld Ihnen anvertraut, sexualisierte Gewalt zu erleben oder erlebt zu haben.