Schutz und Prävention

Erziehung, die sexualisierten Übergriffen vorbeugen soll, hat zwei Ziele:

  • Kinder davor schützen, sexualisierte Übergriffe zu erleben;
  • Kinder, die sexualisierte Übergriffe erlebt haben, ermutigen, sich jemandem anzuvertrauen.

Es müssen immer beide Ziele angestrebt werden, denn wer betroffen ist, zeigt sich oft erst spät.

1. Thema: Wir sind unsere Körper

1. Ziel:
Sie sind darauf angewiesen, dass die Kinder, mit denen Sie zu tun haben, ihre eigenen Körper schützen wollen. Praktizieren Sie eine körper­freundliche Erziehung. Vermitteln Sie, dass Körper in allen ihren Teilen wertvoll und schützens­wert sind und dass jedes Kind / jeder Mensch ein Recht auf körperliche Unver­sehrt­heit hat.

2. Ziel:
Vermitteln Sie Bezeichnungen für die primären und sekundären Geschlechts­merkmale, die allgemein verständlich sind und sich nicht an den Ausscheidungs­funktionen orientieren. Vermitteln Sie Wissen um Handlungen und Körper­reaktionen, die zum Bereich zur Sexualität gehören. Nur so hat ein betroffenes Kind die Chance, das, was ihm geschieht, verständlich mitzuteilen.

2. Thema: Gefühle

Kindern soll als Beurteilungsmaßstab für Dinge, die sie erleben, das Gefühl, welches durch das Erlebte ausgelöst wird, bewusst werden. Vermitteln Sie, dass Gefühle wichtig sind, indem Sie selber darüber sprechen, also Bezeichnungen dafür vermitteln und so oft wie möglich Gefühle in Alltagssituationen benennen.

Vermitteln Sie eine Bewertung von Gefühlen in folgenden drei Kategorien:

  • gut, angenehm, schön
  • unangenehm, schmerzhaft
  • komisch, blöd

Machen Sie den Kindern, mit denen Sie es zu tun haben, bewusst, dass ein und dieselbe Situation in unterschiedlichen Kindern / Menschen unterschiedliche Gefühle hervorrufen kann. Machen Sie ihnen ebenfalls bewusst, dass unterschiedliche Situationen in ein und demselben Kind / Menschen identische Gefühle hervorrufen können. Betonen Sie, dass die Gefühle der Kinder richtig sind, auch wenn andere, z.B. Sie selber, anders empfinden. Stellen Sie in geeigneten Alltagssituationen immer wieder fest: „Wir sind verschieden!“. So bestärken Sie Kinder darin, den eigenen Gefühlen zu vertrauen.

Unterlassen Sie Reaktionen wie: „Das ist doch nicht so schlimm!“ oder „Stell dich nicht so an!“, wenn Kinder Gefühle zeigen, die Sie in deren Intensität nicht nachvollziehen können. Derartige Reaktionen würden das Vertrauen der Kinder in ihre eigenen Gefühle untergraben.

3. Thema: Berührungen

Richten Sie die Aufmerksamkeit der Kinder vor allem darauf, dass Berührungen Gefühle hervorrufen.
Vermitteln Sie eine Bewertung von Berührungen aufgrund der Gefühle, die durch sie hervorgerufen werden in folgenden Kategorien:

 

  • gute, angenehme, schöne Berührungen machen gute, angenehme und schöne Gefühle
  • unangenehme, schmerzhafte Berührungen machen unangenehme, schmerzhafte Gefühle
  • komische, blöde Berührungen machen komische, blöde Gefühle

4. Thema: NEIN sagen und NEIN akzeptieren

NEIN sagen:
Gestatten Sie Kindern grundsätzlich Berührungen abzulehnen, die ihnen keine guten, angenehme und schöne Gefühle machen. Erlauben Sie, zu solchen Berührungen NEIN zu sagen. Zeigen Sie Verständnis, wenn Kinder nicht immer den Mut haben NEIN zu sagen, wenn ihr Gegenüber sehr überlegen ist. Ermutigen Sie sie zum NEIN sagen, indem Sie den Kindern vermitteln, dass sie das Recht haben Berührungen abzulehnen, die sie nicht mögen. Machen Sie klar, dass jemand, der nicht respektiert, wenn ein Kind zu einer Berührung NEIN sagt, etwas Verbotenes tut. Stellen Sie klar, dass niemals das Kind die Schuld dafür trägt, wenn es von einer Person gegen seinen Willen berührt wird.

Erarbeiten sie unterschiedliche Möglichkeiten NEIN zu sagen:

  • es aussprechen: „Nein, lass das, ich will das nicht!“,
  • es zeigen: z.B. durch Kopfschütteln, Weglaufen, sich steif machen.
  • Manchmal kann man ein Nein-Gefühl deutlich spüren, es aber nicht nach außen zeigen. Dann braucht man jemanden, der einem hilft es auszusprechen oder zu zeigen.

NEIN akzeptieren:
Unterlassen Sie Berührungen, wenn Kinder Ihnen sagen oder zeigen, dass sie diese nicht wünschen. Akzeptieren Sie das NEIN, egal wie schüchtern oder kaum wahrnehmbar es vorgebracht wird. So vermitteln Sie, dass man ein NEIN anderer Menschen akzeptieren muss.

5. Thema: Hilfe suchen, Hilfe holen

Formulieren Sie, dass Hilfe suchen bedeutet über Probleme zu reden, von denen noch niemand etwas weiß. Vermitteln Sie Kindern die Gewissheit, dass sie sich Hilfe holen dürfen, wenn sie ein Problem nicht allein lösen können. Verdeutlichen Sie, dass manchmal andere Kinder helfen können, manchmal aber die Hilfe Erwachsener ebenso benötigt wird. Erarbeiten Sie mit den Kindern Listen von Vertrauenspersonen, an die sie sich wenden können, wenn sie Probleme haben und Hilfe benötigen.
Verdeutlichen Sie den Kindern, man kann nur Hilfe erhalten, wenn jemand von dem Problem weiß.

6. Thema: Geheimnisse

Vermitteln Sie das Bewusstsein, dass Geheimnisse ganz unterschiedliche Gefühle hervorrufen können. Entweder macht ein Geheimnis gute Gefühle, dann ist das Geheimnis auch als gutes Geheimnis zu bewerten oder es macht schlechte Gefühle und ist somit auch als schlechtes Geheimnis zu bewerten.
Gute Geheimnisse, also solche die schöne Gefühle machen, darf man behalten so lange man dies möchte.
Geheimnisse, die blöde Gefühle machen behält man besser nicht für sich. Man darf sie Menschen erzählen, denen man vertraut. Ganz gleich, ob derjenige, mit dem man dieses Geheimnis teilt, damit einverstanden ist oder nicht.
Bieten Sie den Kindern Hilfe an für den Fall, dass sie schlechte Geheimnisse haben. Sagen Sie Ihnen, dass es viele Kinder gibt, die schlechte Geheimnisse haben und dass das ganz oft Geheimnisse sind, die mit komischen / blöden oder unangenehmen / schmerzhaften Berührungen zu tun haben.

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